Winterlinger Winkeleführer

Bildmaterial Olga Schwab
Bildmaterial Olga Schwab

Eine verwinkelte Gemeinde

In Winterlingen gibt es zahlreiche kleine Verbindungswege von historischem Wert

Wer mit Rolf Maier eine Führung durch Winterlingen macht, wird Wege kennenlernen, die gerade mal 40 Zentimeter breit sind. Die sogenannten Winkele sind eine historische Besonderheit.

OLGA SCHWAB

Winterlingen. Im August 2005 kam der sogenannte Winkele- Führer heraus. In diesem Heftchen sind die kleinen Wege dokumentiert, die die Winterlinger Hauptstraßen miteinander verbinden. Die Idee zum Führer hatten Rolf Maier und seine Frau Christel Maier-Lorch, die beide selbst in Winterlingen aufgewachsen sind.

„Unsere damalige Bürgermeisterin Gabriele Schlee initiierte das Projekt 'Winterlinger Leben'. Die Bürger waren aufgefordert, ihre Gemeinde zu beurteilen und die positiven aber auch negativen Aspekte zu suchen“, erzählt Rolf Maier, der bis 1997 Schulleiter in Veringenstadt war.

Für die Eheleute waren die Winkele schon im Kindesalter von großer Bedeutung: „So konnte man in kürzester Zeit von einer Stelle zur anderen gelangen. Das war besonders bei Maistreichen hilfreich“, erinnert sich der ehemalige Geschichtslehrer lachend.

Das frequentierteste Winkele war das sogenannte Schul-Winkele. Dieses verband die alte und die neue Schule miteinander. „Die Hälfte der Schüler war in der alten und die andere Hälfte in der neuen Schule untergebracht. So konnte es sein, dass man für einen Unterricht in die andere Schule musste.“ Außerdem betont Maier, dass der Weg auch zum Kindergarten und zum ehemaligen Gasthaus Rose führte.

Auch der Schwäbische Albverein, Ortsgruppe Winterlingen, fand Gefallen an der Idee, die Winkele zu dokumentieren. Es entwickelte sich kurzerhand eine Zusammenarbeit. 2004 wurde dann in Eigenleistung das zentrale Schul-Winkele gepflastert und wieder auf Vordermann gebracht. „Das Ganze geschah in einem Hauruckverfahren an nur einem Wochenende. Die Gemeinde hat das Material zur Verfügung gestellt“, erzählt der Geschichtsinteressierte.

Rolf Maier bietet seit dem Start des erfolgreichen Projekts Führungen an, die gerne von Jahrgängern und Albvereinen gebucht werden. „Wenn Winterlinger in der Gruppe sind, werden immer viele schöne Erinnerungen wach“, freut sich Rolf Maier, der zudem betont, dass rund 80 Prozent aller Wege zu Gaststätten geführt haben. Außerdem bilden die Winkele eine Art Kreis um den historischen Ortskern der Gemeinde.

 

Seine eigene Hypothese zur Entstehung der Wege formuliert Rolf Maier so: „Die Winkele verliefen damals größtenteils außerhalb der damaligen Bebauung, an der Grenze zwischen den Häusergrundstücken und den Feldern außerhalb des Dorfes.“ So liegt für Maier die Vermutung nahe, dass es sich um Wege des ehemaligen „Dorfetters“ handelt. Das war eine umzäunte Grenze, die zum Schutz den bewohnten Bereich vom außenliegenden Feld trennte.

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Winkeleführer
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